Woche 4 - Dranbleiben

28. Tag - Freitag, 15.06.2018

Zärtlich geküsst

Wir nahmen Abschied von unserer Oase der Stille „Kanaan“ in Eberstadt und fuhren zum Ostbahnhof.
Heute veränderte sich unsere Gruppe: Wir nahmen Abschied von Agnes, die sich wieder familiären Aufgaben zuwenden wollte und begrüßten freudig zwei neue Pilgerinnen, Heike und Verena aus Ulm und Mannheim.
In einem Park gegenüber des Bahnhofs begannen wir unsere Morgenrunde mit einem Körpergebet und nahmen folgende Gebetsanliegen mit in unseren Kreis: Morena für Ihren Sohn Francesco, Rosa-Maria und Horst bitten um die glückliche Geburt ihres ersten Enkelkindes, Eva bittet für ihre Tochter und deren Sohn Miguel um ein gesundes starkes Herz, für Bernhild um Heilung, im Anliegen von Heike für Max und wir nehmen heute besonders ins Gebet alle Menschen, die freiwillig aus dem Leben gingen und ihre Angehörigen und im Anliegen von Verena bitten wir für alle Flüchtlinge um Heilung ihrer Traumata und freundliche Aufnahme.

In dem ersten Impuls am Waldesrand mit Blick über Kornfelder führte uns Elke in drei wunderbaren Gleichnissen aus Lukas 15,1-32 von dem verlorenen Schaf, der verlorenen Drachme und dem verlorenen Sohn zu der Erkenntnis, dass Gott uns nie aufgibt, er liebend an uns dranbleibt und uns früher oder später heimholt in seine Geborgenheit. Jeder in der Gruppe fühlte sich tief im Herzen berührt und davon angesprochen. Schweigend gingen wir danach unseres Weges, jede in ihrem eigenen Prozess.
Wieder einmal staunten wir, wie die Dinge sich zusammenfügen. Gestern Morgen über dem Altar war der gute Hirte mit dem Lamm über den Schultern, später sahen wir an einer Hauswand eine große Abbildung des guten Hirten mit seinen Schafen und kurz darauf wurde Elke von einem Lamm geküsst. Und heute waren wir unterwegs mit der Geschichte des guten Hirten.

Entgegen unserer Befürchtung, dass wir schon große Teile des Weges in der Zivilisation würden zurücklegen müssen, wanderten wir fast nur auf schönen Waldwegen. Unser Mittagessen nahmen wir auf einer schönen Bank am Rande von Heuwiesen ein und Elke führte uns dann weiter mit dem Bild einer wunderschönen Darstellung des guten Hirten, der auf seinen Schultern Judas als Lamm trägt aus der Lebendigen Säulenbibel in der Kirche von Vézelay.

Wir dürfen getrost sein, jeder darf zurückkehren und wird aufgenommen. Danach hörten wir auf Hebräisch den Psalm Davids „Der Herr ist mein Hirte“, wunderbar gesungen von Steffi und gemeinsam beteten wir danach diesen Psalm 23 gemeinsam auf Deutsch.

Heute Nachmittag verfiel die Gruppe bald in ein heiteres Plaudern. Diverse Gespräche und Gelächter erfüllten die Luft, so dass der Weg erstaunlich kurz erschien. Besonders freuten wir uns, insbesondere unser Streckenführer Berthold, einen der Menschen anzutreffen, der die Wegmarkierungen an den Bäumen anbringt, hatten wir uns doch im Laufe dieses Pilgerweges mehrmals gefragt, wer diese Heinzelmännchen sind.

Wir erreichten Dreieichenhain und waren wieder freudig überrascht über unsere Unterkunft - alle Mädchenherzen schlagen nun höher! – es ist ein Ponyhof!

In der Abschlussrunde bedankten sich besonders unsere beiden Tagespilgerinnen für den wunderschönen Tag, an dem sie wieder in ihre Mitte fanden und neue Kraft schöpfen konnten.
Es ist uns ein Anliegen, unserer Gesamtleiterin Claudia an dieser Stelle lobend zu erwähnen. In einer sehr stillen und bescheidenen Art, stets liebevoll präsent, ist sie die ganze Woche für uns wie eine gute Hirtin!

Morgen gehen wir mit dem Wort Jesu „Ich in dir und du in mir“.

Ich bin der gute Hirte.

Joh 10,11