Woche 2 - EINLASSEN

10. Tag, - Montag, 28.05.2018

Ursula setzt den Stachel

Unsere zweite Pilgerwoche steht unter der Überschrift „Einlassen“. In ihrem Impuls am Morgen legt uns Sr. Ursula das Tagesevangelium (Mk 10, 17-27) aus, in dem ein junger Mann sich allerdings gar nicht einlassen kann auf den Rat Jesu „geh, verkaufe was du hast, dann komm und folge mir“. Und dabei waren seine Absichten doch anfangs die besten: „Meister, was muss ich tun, um ewiges Leben zu gewinnen?“ fragt er Jesus und wirft sich sogar vor ihm auf die Knie! Doch die Antwort Jesu „geh, verkaufe, was du hast“ führt dazu, dass sich der Jüngling traurig und enttäuscht abwendet, um sein Heil woanders zu suchen. Dennoch: Sr. Ursula ist überzeugt, der Stachel ist gesetzt, der junge Mann konnte sich noch nicht einlassen auf den Weg, den Jesus ihm weist.

Mit diesen Gedanken begeben wir uns schweigend auf den ersten Abschnitt unseres heutigen Weges und fragen uns, welche „Reichtümer“ uns daran hindern, ewiges Leben, Leben in Fülle zu finden.

Mit uns auf dem Weg sind wieder Judith, Peter und Birgit und, NEU dabei: Die Inge. „Hallo, ich bin die Inge, bin hier die Neue“, kommt heute Morgen eine vor Energie sprühende rüstige Rentnerin in unseren Frühstücksaal und bringt uns alle zum Schmunzeln. Aus Hannover ist sie angereist und sagt uns, dass sie einfach mal versuchen will, wie weit sie den Weg schafft. Wäre schön, wenn sie bis Arenberg mitlaufen könnte, ansonsten würde sie sich evtl. schon früher verabschieden… Nebenbei verrät sie uns im Laufe des Tages ihr Baujahr: 1938. Ein guter Jahrgang, definitiv. Wir sind gespannt und freuen uns riesig, Inge in unserer Mitte begrüßen zu dürfen. Und auch Andreas, der uns am Samstag in Hattingen bewirtet hatte, pilgert heute einen Tag mit uns.

Wieder nehmen wir besondere Anliegen mit auf den Weg, heute beten wir für die Familie von Elvy, mehrere schwer erkrankte Menschen, für eine Frau, die eine große Summe Geld verliehen hatte und sie bislang nicht zurück bekam, für Sr. M. Angelina, die heute ihren 50. Geburtstag feiert, für unsere neue Kollegin in der Seelsorge Frau Müller, die vor vielen Jahren auf dem Dreifaltigkeitsberg, den wir heute ansteuern werden, geheiratet hat, und auch an die Hausgemeinschaft in Kloster Rickenbach werden wir in den kommenden Tagen im Gebet denken.

Vom Donautal erklimmen wir die Schwäbische Alb und freuen uns an der überaus abwechslungsreichen Landschaft: Wälder und Blumenwiesen, enge Pfade und Höhenwege mit herrlichen Ausblicken ins Donautal und Neckartal und – nicht zu vergessen – einem gruppendynamisch hoch spannenden Ausflug ins Unterholz.

Zur Mittagszeit treffen wir auf Sr. M. Johanna, die bereits in einer kleinen Kapelle gekühlte Schokolade, „einheimische“ Bio-Bananen und Äpfel bereithält und dafür sorgt, dass wir wieder zu Kräften kommen. Wir fühlen uns wie auf einer Schweizer Bergalm.

Zum Ende der Mittagspause starten wir mit einem weiteren Impuls von Sr. M. Ursula in den Nachmittag. Es geht mit das Wort von Karl Rahner: „Die Taube auf dem Dach ist nur dann wahrhaft geglaubt, wenn man den Spatz in der Hand fliegen lässt, bevor er einem genommen wird und bevor man in der Lage ist, die Taube zu ergreifen.“

Wir freuen uns sehr, als wir auf dem Dreifaltigkeitsberg ankommen. Von hier oben – immerhin 982 m hoch gelegen – gibt es eine phantastische Aussicht bis zum Feldberg und auf die nächsten Etappen unseres Pilgerweges bis nach Freudenstadt. Pater Alfons und die Gemeinschaft der Claretiner nehmen uns sehr herzlich auf und bewirten uns mit köstlichen Kartoffelsalat, frischem Brot und Fleischkäse. Kugelrund, dankbar und totmüde fallen wir ins Bett. Gute Nacht allerseits!

Morgen lassen wir uns ein auf die Erfahrung des Schweigens und der Stille: In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand Jesus auf und ging an einen einsamen Ort um zu beten (Mk 1, 35-39).

Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg, denn er hatte ein großes Vermögen

Mk 10