Woche 4 - Dranbleiben

26. Tag - Mittwoch, 13.06.2018

Eine Stimme verschwebenden Schweigens

Von unserer Unterkunft in Nieder-Liebersbach brachen wir zum Treffpunkt an der Kirche auf, wo es den ersten Jubel des Tages gab: Es war eine Freude auf zwei Seiten – weswegen? Das Ehepaar Klaus und Rita Winterhalter strahlte uns entgegen und mit offenen Armen nahmen wir sie auf, als würden wir uns alle schon lange kennen.

Wir legten die folgenden Gebetsanliegen in Gottes Hände. Schwester M. Annuntiata im Anliegen von Brigitte für ihren Sohn Patrick, von Beatrix für alle jungen Familien, für die Heilig-Geist-Schwestern im Marienhof, für eine gute Anreise unserer bolivianischen Mitschwestern zum Jubiläum, für eine Frau aus Luxemburg im Anliegen für ihre Tochter und Enkel um Heilung, Kraft und Vertrauen, so auch für Daniela und alle Menschen, die einer akuten Heilung bedürfen, wie auch ihre Angehörigen, die sie begleiten.
Heilende Liebe floss aus unseren Herzen im abschließenden Gesang „Haschivenu“ aus der jüdischen Tradition.
Als wir hinter dem Dorf den erste Hügel erklommen, vorbei an einem Schulhof, hörten wir die Kinder rufen „Das ist eine Beerdigung, sie gehen hinter dem Kreuz her.“ „Wen beerdigt ihr?“ hörten wir ein anderes Kind sagen.
Am liebsten hätten wir gerufen: „Wir beerdigen alles, was uns von Gott trennt.“ Nach einem Weg über sanft geschwungene Hügel vorbei an Kornfeldern mit Wegwarte, Mohn- und Kornblumen entdeckten wir am Weg eine kleine Tafel mit zwei Weisheitssprüchen. Wir mussten Schmunzeln, hatte doch Rita am Morgen in ihrem Gebetsanliegen um Respekt vor der Vielfalt der Kulturen und Religionen gebetet. Hier vereinten sich zwei Kulturen in vollkommen harmonische Weise. Zudem hüpfte Elkes Herz, denn das Wort passte wunderbar zum heutigen Weg mit Elija.

Wir machten Halt bei zwei Bänken mit einer weiten Aussicht über das Land. Majestätisch zog ein großer Milan seine Kreise über uns und ließ uns die Herzen erheben.
Im ersten Impuls führte uns Elke ganz eindrücklich in die Geschichte des Propheten Elija ein, der Gott so hingebungsvoll gedient hat.



Sie warf die Frage auf, inwiefern Elija ganz den göttlichen Auftrag erfüllt hat und inwiefern sein Eifer ihn zu einem eigenmächtigen Handeln verführt hat und er deswegen erschöpft und ausgelaugt war. Mit der Anregung, die biblische Erzählung in Bezug zu unserem eigenen Tun und Handeln zu setzen gingen wir weiter.
Der Engel, der Elija gestärkt hat, stärkt er nicht auch uns, wenn wir die Verbindung zur Quelle verloren haben und deshalb kraftlos sind? Den folgenden Abschnitt legten wir schweigend zurück, Steffi den ganzen Weg in einem Gebärdengebet, das Himmel und Erde über die Liebe des Herzens vereint.
Auf einer Wiese genossen wir im Kreis ein wunderbares Mahl, inklusive Migros- Brot (immer noch lecker, Ursula, wir lieben alles von der Migros!).

Im zweiten Impuls zu 1 Könige 19, erzählte uns Elke die Geschichte von Elija weiter und seiner Gotteserfahrung auf dem Berg Horeb, wo Gott ihm weder im Sturm, noch im Erdbeben, noch im Feuer begegnete, sondern im Säuseln, einer Stimme verschwebenden Schweigens. Gott ist Sanftheit. Tief bewegt und zum Teil zu Tränen gerührt, brachen wir schweigend auf, denn nur in der Stille können wir die Stimme Gottes vernehmen.
In einem weiteren Impuls nach dem letzten Aufstieg des Tages, wies uns Elke darauf hin, dass wenn wir bereit sind, das Alte loszulassen, wir frei werden für neue Aufträge Gottes, wie Elija es uns zeigte und auch der heutige Tagesheilige, Antonius von Padua.

Wir erreichten die Kirche von unserem Ankunftsort Reichenbach, wo wir mit Orgelspiel empfangen wurden. Wir konnten es kaum fassen, dass wir in dieser Kirche rechts und links vom Altar eine Kreuzdarstellung vorfanden, die genau das wiedergab, was wir gestern über das Kreuz gehört haben: Die Sonne und das Kreuz vereint mit Betonung der Mitte. Wir waren alle sehr berührt, weil es uns einen neuen, freudvollen Bezug zum Kreuz schenkte.

Auf unseren Wunsch hin spielte der junge Organist für uns das „Großer Gott, wir loben Dich“, das wir aus vollem Herzen und tiefster Dankbarkeit über diesen kostbaren Tag mitsangen.

Morgen sind wir unterwegs mit dem Text aus dem Hohelied „Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz“.

Doch ein Engel rührte ihn an.

1 Könige 19,5