Wie kann man nur ... ins Kloster gehen?

Man geht nicht ins Kloster, wie man auch nicht einfach heiratet, Kinder gross zieht oder in einer Aufgabe glücklich wird. Man geht nicht…
Jede und jeder von uns geht den ganz eigenen Weg. Das Man stirbt hoffentlich in all den Bewegungen des alltäglichen Lebens. In der lebendigen Auseinandersetzung mit GOTT, der nicht irgendjemand herausgerufen hat, sondern einen Abraham, einen Moses, eine Maria. Das ist es: Warum gehst DU ins Kloster? DEINE Antwort ist das Leben.

Jede von uns erzählt ihn anders, den Anfang der Liebesgeschichte mit GOTT. Jeder unserer Wege ist einmalig. Unverwechselbar. Und doch gab es da, wenn wir einander erzählen, dieses Berührtsein von GOTT, dieses tiefe Erwachen eines Geheimnisses zwischen Himmel und Erde in uns, in unseren Herzen. Sehnsucht drängt auf den Weg, ins oft doch noch Ungewisse.
O ja, da ist auch Widerstand, Auflehnung, Verweigerung. Dann doch Ihn nicht lassen können, diesen Gott, diesen verrückt Liebenden und Unbegreiflichen, und wie es Jeremia schmerzlich (und beglückend zugleich) erfuhr: "Du hast mich betört, o Herr, und ich liess mich betören; du hast mich gepackt und überwältigt." (Jeremia 20,7)

Berührt und ergriffen die ersten Schritte setzen, brennend Suchende werde, laufen, laufen, laufen, bis die Füsse des Herzens wund werden. Und ankommen. Ankommen und dabei immer glücklicher werden. Und es gar nicht beschreiben können… In allem Undurchsichtigen, in aller Unsicherheit mich wagen und darin Fülle erahnen.

Und wählen: IHN, Christus, IHN immer neu wählen – lebenslang.
Und Gemeinschaft finden, Weggefährtinnen. Schwestern.
Und springen.

Mit diesem Sprung, mit dem Eintritt beginnt das Postulat, die erste Phase der Lebensschule „Kloster“, in der ich nach zahllosen Abschieden von Dingen und Menschen neu gehen lerne, stets und ständig mit der Verheissung GOTTES: „Ich will, dass sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ Für diese Lebensfülle bin ich geboren, dafür bin ich ins Kloster gekommen, dafür und für Gottes Reich, das mitten unter uns ist und doch im Werden bleibt. Lebensfülle: auch mitten in der Leere, im Schmerz. In der Einsamkeit. Mitten in den Reibungen der Gemeinschaft. Auch. Dann und wann vielleicht gar mitten im Heimweh. Denn wir sind hier, um glücklich zu werden. Selig. Das gilt es zu erlauschen: Warum bin ich hier? Wonach sehne ich mich, was, wen suche ich? Im Noviziat willige ich ein, Schülerin zu bleiben. Im tiefsten Sinne Jüngerin. Es geht um Gott, um mich. Um die Welt. Ja, auch um die Welt, denn für sie gehen wir auch ins Kloster. Für sie auch.
Ich wähle jedoch nicht zuerst eine Aufgabe, ich entscheide mich für eine Lebensform, für eine Freundschaft, für eine Liebe, in der es um mein Leben geht: und ich entscheide mich für eine konkrete Gemeinschaft, in der ich diese Liebe fruchtbar gestalten kann. Im Hören auf GOTT und Sein Wort, auf mein Herz, meine Mitschwester, im Hören durch all die konkreten Gegebenheiten hindurch erspüre ich tief und tiefer meinen Weg.

Das soll hier erst genügen: Nein, eine Bewegung noch: den Glauben wieder und wieder entschlacken, um offen zu bleiben für IHN, Christus. Zwei Jahre laufe ich ihn, den Weg des Noviziates, um hoffentlich zu entdecken - wohl bemerkt ohne Weltverachtung, ohne Weltflucht, das Leben in seiner Fülle verkostend -: "DU bist mein Herr, mein ganzes Glück bist Du allein." (Psalm 16)
Dann hoffentlich drängt es mich zur Ablegung der ersten Profess…

"Berührt und ergriffen die ersten Schritte setzen, brennend Suchende werde, laufen, laufen, laufen, bis die Füsse des Herzens wund werden. Und ankommen. Ankommen und dabei immer glücklicher werden."