Ansprache zur Jubiläumseröffnung am 02. Februar 2018

Lebe das Heute,
GOTT schenkt es Dir, es gehört dir,
Lebe es in IHM.
Das Morgen gehört GOTT.
Es gehört nicht Dir.
Trag nicht in das Morgen die Sorge von heute.
Das Morgen gehört GOTT, vertrau es IHM an.
Der gegenwärtige Augenblick ist ein zerbrechlicher Steg:
Wenn Du ihn belastest mit der Wehmut von gestern,
mit der Furcht vor dem Morgen,
dann bricht der Steg zusammen, und Du fällst.
Die Vergangenheit? GOTT vergibt sie.
Die Zukunft? GOTT schenkt sie.
Lebe das Heute,
in Gemeinschaft mit IHM.“

Diese Worte trug eine kleine Schwester, als sie 1995 in Algerien ermordet wurde, in ihrer Tasche. Wir nehmen sie mit in den Anfang unseres Jubiläumsjahres:

Nach 150 Jahren sind wir im Heute angekommen, und wenn wir in den kommenden Monaten auch eingeladen sind, zurückzukehren zu unseren Wurzeln, leben wir doch im Hier und Jetzt. In unserer Zeit, in unserer Welt. In der konkreten Gemeinschaft, mit den Schwestern, die jetzt mit mir unterwegs sind.

Das Gestern hat Christus längst an sein Herz genommen und erlöst. Es ist an uns, Versöhnung zuzulassen und in das österliche Leben hineinwachsen zu wollen. Unser Jubiläumsjahr bringt uns hoffentlich dem Geist unserer Mutter M. Cherubine näher. Sie wollte nicht etwas machen, es war ihr fern, groß herauszukommen, sich zu brüsten mit dem, was sie erreicht hat. Nein, sie suchte ganz und gar den Willen GOTTES. Ihre Notizen und ihre Briefausschnitte verraten sie.:

Wer nur will, was GOTT will, hat alles, was er will.

Der Schritt nach Koblenz fiel ihr sichtlich schwer: sie litt an der Trennung, litt an den Mühen und der verunsichernden Unruhe am Anfang ihres Weges in Deutschland. Doch sie wurde frei im Erkennen des Geführtseins. In der Nähe GOTTES hat sie die nötige Kraft gefunden, die sie brauchte für den Neubeginn, der anfänglich wirklich ein zerbrechlicher Steg war! So viel Ungewissheit, die Mutter M. Cherubine nur auf sich nehmen konnte durch ein unerschütterliches Vertrauen auf die Führung GOTTES, durch ihr brennendes Herz für das Heil der Welt und, wie Ernst Bloch es uns in seinem Buch „Prinzip Hoffnung“ mitgegeben hat, „durch das Verliebtsein in das Gelingen“!

„Ich kann es zwar nicht verhehlen“,
schreibt Mutter M. Cherubine 1870 an Pfarrer Kraus,
dass ich wohl in St. Peter leben und sterben könnte,
wollte ich nur meine Neigung befragen;
allein diese kommt hier nicht in Anschlag (Frage), sondern ich möchte wissen,
wozu mich meine Pflicht verbindet.“

Und:
„Weder das liebe St. Peter noch seine teuren Obern werden mich daran hindern,
wenn es eine Pflicht für mich sein sollte, nach Arenberg zurückzukehren.
Ich frage nicht nach Aufgabe und Bestimmung,
die meiner harren würden, sofern es eine Gewissenssache für mich sein sollte,
dorthin meine Schritte zu wenden.“

Mutter M. Cherubine lehrt uns beeindruckend, das Morgen nicht zu fürchten und mit dem umzugehen, was ist und wo Menschen nach Hilfe verlangen. Wenn die großen Schritte nicht gesetzt werden können, dann ist es mutig, mit kleinen Schritten die Spur GOTTES zu verfolgen und nicht ängstlich stehen zu bleiben und sich der Resignation überlassen.

Das Wesentliche aus St. Peter trug sie in ihrem Herzensgepäck mit und setzte es auch in Arenberg um. Doch sie blieb offen, ließ sich den Weg der wachsenden Gemeinschaft, die unvorstellbar arm begonnen hat, zeigen. Das Morgen ist immer eine Neuheit, ist immer auch unvorhersehbare Überraschung - wir wissen nicht, was Mutter M. Cherubine schon zu Lebzeiten wieder zu lassen hatte. Jeder Neuaufbruch bedeutet: verlassen, was wir schon kennen, was uns vertraut ist, an das wir uns gewöhnt haben, um auf das zuzugehen, wohin GOTT uns ruft.

Mutter M. Cherubine kann uns mit ihrer Liebe zu der Einfachheit, mit ihrer Liebe zum Menschen in seiner Alltäglichkeit, mit ihrer Liebe zu den Orten, an die sie gerufen wurde und in der positiven Weise ihrer Selbstvergessenheit animieren, mit Leidenschaft, Intensität und Kraft zu leben, wozu wir als Gemeinschaft berufen sind! Die heilende Liebe zu leben: im Miteinander und für die Menschen, die auf der Suche sind nach gelingendem Leben.

Hören wir GOTT? Jetzt? In Christus finden wir die Kraft, mit unseren Möglichkeiten für das Heil der Welt zu wirken und den Frieden GOTTES in unseren Augen, in unseren Worten, mit unseren Händen weiterzutragen.

Liebe Schwestern,

lasst uns im kommenden Jahr eine gemeinsame Erfahrung des Heiligen Geistes sein,
eine Missio der Liebe—mit einem ein Rat von Mutter M. Cherubine:

Man muss Gott lieben,
so viel als möglich Gutes tun,
am Heil seiner eigenen Seele
und an dem des Anderen arbeiten, so viel man kann;
das ist genug, um das Heil zu wirken,
das Leben auszufüllen und glücklich zu machen.

Lebe das Heute,
GOTT schenkt es Dir, es gehört dir,
Lebe es in IHM.
Das Morgen gehört GOTT.

Es gehört nicht Dir.
Trag nicht in das Morgen die Sorge von heute.

Das Morgen gehört GOTT, vertrau es IHM an.

Der gegenwärtige Augenblick ist ein zerbrechlicher Steg:
Wenn Du ihn belastest mit der Wehmut von gestern,
mit der Furcht vor dem Morgen,
dann bricht der Steg zusammen, und Du fällst.

Die Vergangenheit? GOTT vergibt sie.
Die Zukunft? GOTT schenkt sie.

Lebe das Heute,
in Gemeinschaft mit IHM.